Gütesiegel für grüne Finanzprodukte, ja gibt’s denn so was?!
Gütesiegel begleiten seit vielen Jahren unseren täglichen Einkauf und damit auch unsere täglichen Entscheidungen. Dass es solche Erkennungszeichen auch für nachhaltig ausgerichtete Finanzprodukte gibt, ist für viele neu – wird aber immer wichtiger, wenn man bedenkt, dass es auch ein grüner Euro sein sollte, der das tägliche Ei vom Freilandhuhn erst möglich macht, oder?
Mit Brief & Siegel, Siegelring verbinden wir, genauso wie mit einem Gütesiegel, die Qualität einer Sache. Für uns als Konsument/innen ein einfaches Orientierungsmerkmal – für die Anbieter/innen ein Abgrenzungmerkmal -, an dem wir uns orientieren können. Seit vielen Jahren sind uns z.B. das AMA-Bio-Gütesiegel, Fairtrade, das EU-Bio-Siegel oder auch das FSC-Siegel für nachhaltig produziertes Papier, geläufig. Der Fisch sollte mit MSC-Siegel versehen sein, sodass wir uns – einigermaßen – sicher fühlen, dass nachhaltiger Fischfang angewendet wurde. Schließlich stehen hier auch das WWF Meeresprogramm und seine Experten dahinter – was uns als Konsument/innen ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit gibt.
Schauen wir in die Regale unserer Supermärkte fällt uns auf, das beinahe jedes Produkt diesen Zusatzhinweis, also ein Gütesiegel oder Label trägt und uns auf eine besondere Qualität des Produktes oder der Dienstleistung hinweist, um uns als Konsument/innen die Entscheidung zu erleichtern, welches Brot, welche Milch oder welches Papier wir kaufen sollen. Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wieviel wir mit unseren täglichen Entscheidungen z.B. beim Einkauf, mitbestimmen. Das ist nämlich weit mehr als wir es alle 5 Jahre an der Wahlurne tun. Wie bei unseren Politiker/innen wollen auch die Anbieter/innen von Produkten und Dienstleistungen „wiedergewählt“ werden – und zwar täglich!
Geld und damit Finanzprodukte (also ein Konto, eine Überweisung, ein Sparbuch, Kredit oder Investmentfonds) braucht man auch täglich oder zumindest regelmässig. Auch hier würde es sich also anbieten ähnliche Labels wie die für Lebensmittel anzuwenden, oder?
Tatsächlich gibt es diese Labels im Finanzbereich schon seit etlichen Jahren. Sie sollen dem Kunden als Erkennungszeichen dafür gelten, dass diese Veranlagungsprodukte (wir reden hier momentan in erster Linie von nachhaltigen Publikumsfonds) nach ethischen und ökologisch-sozialen Kriterien (auch ESG-Kriterien) ausgerichtet sind.
Das allerdings von insgesamt 2.020 Fonds (Quelle: VÖIG, 12/2016) nur 66 nachhaltig ausgerichtete Publikumsfonds (Quelle: rfu notizen 2/2017) sind, ist eine andere Geschichte.
Von diesen 66 nachhaltigen Publikumsfonds wiederum verfügen 51 Fonds über das EUROSIF Logo (www.eurosif.org). Das EUROSIF Logo ist ein Transparenzlogo, das eigentlich nur bestätigt, dass der jeweilige Fonds einen Nachhaltigkeitsbezug hat und das Informationen z.B. zu Methode, Kriterien und Prozesse transparent dargestellt werden.
Ein relativ neues Gütezeichen wurde mit dem FNG-Label Ende 2015 ins Leben gerufen. Initiiert vom Forum für Nachhaltige Geldanlagen (dem Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz), setzt es sich zum Ziel, Mindestanforderungen für eine nachhaltige Geldanlage zu etablieren und legt außerdem Standards fest, die eingehalten werden müssen, bevor dieses Gütezeichen für ein Fondsprodukt verwendet werden darf. Schon etwas besser.
Bereits seit 2004 (!) gibt es auch das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte. Bis dato kennen wir das Umweltzeichen-Logo wohl eher von Schreibblöcken, Reinigungsmitteln und vielen, vielen anderen Dingen. Beim Geld ist es uns aber noch nicht wirklich aufgefallen, oder?
Von den 66 nachhaltigen Publikumsfonds, die es Ende 2016 (Quelle: rfu notizen 2/2017) gab, sind immerhin 37 mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet. Eine ausführliche Erklärung des Österreichischen Umweltzeichens nimmt Christian Kornherr in seinem Artikel „Das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte“, zu finden in meinem Buch „Nachhaltige Finanzwirtschaft: Rating statt Raten“ (2016), vor.
Eine Auflistung aller Gütesiegel finden Sie außerdem auf dieser Webseite unter: Vermessung der Nachhaltigkeit.
Fazit
Gütesiegel sind ein wichtiger Kompass um bei seinen Geldanlagen ökologisch-soziale Gesichtspunkte nicht zu vergessen.Wenn Sie also das nächste Mal Geld in einem Fonds veranlagen wollen, fragen Sie doch nach einem Fonds mit Umweltzeichen und signalisieren damit Ihrem Kundenbetreuer, dass es Ihnen nicht gleichgültig ist, was ihr Geld so tut, wenn es für Sie „arbeitet“.