Greenwashing – ein Kind unserer Zeit oder nur miese Geschäftemacherei?
Wir leben in einer Zeit, in der alles sehr nach außen gerichtet ist. Ob das einerseits die Nabelschau vieler InfluencerInnen ist, oder die PR-Maschinerie von Unternehmen. Der Trend zeigt auf grün und nachhaltig. Somit will jedes Unternehmen auf der grünen Welle surfen. Das muss per se noch nicht unseriös sein. Wird es aber, wenn unzureichende oder falsche Informationen über Produkte kommuniziert werden oder das Verantwortungsbewusstsein eines Unternehmens hervorgehoben wird, ohne dass es dafür eine reale Grundlage gibt.
Diese „missverständliche“ Unternehmenskommunikation (also „Greenwashing“) gibt es in unterschiedlichen Formen: Positive Eigenschaften eines Produkts werden hervorgehoben, obwohl sie in der Gesamtbetrachtung irrelevant sind oder in einem insgesamt negativen Kontext stehen. Umweltschädigende Produkte werden durch schöne Bilder von grünen Wiesen, unberührter Natur und glücklichen Kindern auf „heile Welt“ getrimmt. Nicht selten kommen es auch vor, dass der Impact eines Produkts wesentlich positiver dargestellt wir, als er tatsächlich ist. Die Liste kreativer Möglichkeiten lässt sich beliebig lang fortsetzen….
Nicht immer passiert Greenwashing absichtlich. Mitunter liegt es an mangelnder Kenntnis der Materie oder aber geringer Sensibilität gegenüber dem Thema – der Grad ist schmal zwischen gut gemeinter Information und vorsätzlicher Falschmeldung. Das ist auch für Profis wie Umwelt-NGOs nicht immer ganz klar herauszufiltern. Also gilt: Hausverstand einsetzen und kritisch hinterfragen. Denn letztlich wollen wir doch alle das Gleiche: Wir wollen den Bemühungen für eine klimaneutrale Wirtschaft bzw. Zukunft eine Chance geben.
Nachhaltige Finanzprodukte: ernstzunehmende Initiative oder gute PR?
Unter nachhaltigen Finanzprodukten – also z.B. Giro- und Sparkonten, Fonds und Versicherungen – versteht man solche, bei denen durch das Geld der Sparer und Anleger ökologische, soziale und/oder ethische Projekte finanziert werden. Nicht die Bank oder Versicherung entscheidet, welche Unternehmen oder Projekte finanziert werden, sondern du als Bank- oder VersicherungskundIn hast es in der Hand. Seit etlichen Monaten boomt diesbezüglich die Werbung: Von GoGreen (Bank Austria) bis zu be(e) green der Oberbank sagt uns die Werbung, wie grün die Banken bzw. deren Produkte sind.
Worauf sollest du achten, um hier Greenwashing zu verhindern?
Eine Bank ist nicht schon per se „grün“, wenn sie ökologische Produkte wie Girokonten und Fonds anbieten. Also: Unterscheide zwischen Bank und Produkt. Auch eine Bank, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht als übermäßig nachhaltig einstufen würde, kann ein seriöses, grünes Girokonto anbieten.
Bei Giro- und Sparkonten solltest du deshalb auf das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte (auch UZ49) achten. Dieses Label wird seit 2004 (!) vom Umwelt-/ Klimaministerium gemeinsam mit dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) vergeben und durch externe Gutachter bestätigt. Das UZ49 wird auch für grüne (Investment)fonds vergeben, wobei es für diese Produkte noch zusätzliche Labels wie das Eurosif oder auch das FNG-Siegel gibt.
Das solltest du wissen: Bei der Anwendung von Labels wird häufig das Best-in-class-Verfahren verwendet. Das bedeutet, dass man aus jeder Branche (z.B. Automobilbranche) in das jeweils beste Unternehmen investiert. Häufig findet sich dies in Kombination mit den Ausschlusskriterien: Hier werden besonders „toxische“ Branchen ausgeschlossen wie z.B. Waffen, Gentechnik, Atomkraft, Glücksspiel. Was will ich damit sagen? Auch in einem grünen Fonds können „Spurenelemente“ von VW & Co drinnen sein.
Seit Anfang des Jahres müssen die Finanzanbieter ihre Fonds in hell- und dunkelgrüne Produkte einteilen und den Kunden auf der Website kommunizieren (Für die Genaueren unter uns: Es geht um die Offenlegungs-VO, die seit März 2021 in Kraft ist). Also ein Fonds nach Art. 8 gilt als hellgrün, ein Fonds nach Art.9 gilt als dunkelgrün. Auch das ist ein guter Indikator, um ein seriöses Produkt zu finden.
Fazit
Bleiben wir wachsam, aber übertreiben wir es nicht. Ein (kleiner) Schritt in die richtige Richtung ist besser, als kein Schritt. Lassen wir uns die Bemühungen vieler seriöser Unternehmen nicht durch die unerfreuliche Grünfärberei einzelner Unternehmen vermiesen. Und nicht als Ausrede benutzen, warum wir nichts tun. Wie immer im Leben gibt es eine Bandbreite für unsere Entscheidung: Hellgrün ist für den Anfang gut. Aber bleiben wir kritisch, dann wird aus hellgrün sukzessive dunkelgrün. Mission erfüllt.
Was meint ihr dazu? Reden wir drüber! Bitte schreibt mir unter heidrun.kopp@inafina.org
Zum Weiterlesen: https://thesustainablepeople.com/greenwashing/; https://redenwiruebergeld.fma.gv.at/greenwashing/
Autorin: Heidrun Kopp